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Wie genau sind die Messungen des Wetterradars?

 

Die obige Grafik zeigt  zwei Wetterradar-Aufnahmen vom 15.02.2021, jeweils um 08:25 Uhr. Die linke stammt von Wetteronline [ wetteronline.de ], die rechte vom dänischen Wetterdienst DMI [ dmi.dk ]. Es fällt auf, dass die Ergebnisse erheblich voneinander abweichen: während Wetteronline den Niederschlag deutlich westlich der Nordfriesischen Inseln über der Nordsee zeigt, herrscht in der Region Flensburg scheinbar dichtes Schneetreiben. 

Woher kommt diese Diskrepanz? Und welches Radarbild ist korrekt? Wie verlässlich sind die auf Radarmessungen basierenden Niederschlagsvorhersagen?

Um es vorwegzunehmen: Es lag kein Messfehler o.ä. vor, und richtig sind beide Aufnahmen und sind es auch nicht...

Ich habe den dänischen Wetterdienst zu dem beobachteten Umstand angemailt und erhielt prompt Antwort von der Pressestelle des DMI:

"Jeg har forhørt mig hos vores radarspecialister, som har en forklaring på hvorfor det ser så vådt ud på radaren. Radar-pulsen reflekterer alt hvad den ser. For ikke at få for meget støj, indstiller man radaren og optimerer den, så den måler nedbør. Dog er finregn en svær størrelse at fange. I dette tilfælde er radaren dog indstillet så godt, for netop også at detektere finregn, men her ender det ud i at radaren også fanger de små snefnug (svage ekkoer) i højden.

Man kan godt filtrere de svage ekkoer fra, som det ser ud til at Wetteronline har gjort, men så vil man i nogle situationer ikke kunne vise områder med finregn."

Die Übersetzung aus dem Dänischen:

"Ich habe bei unseren Radarspezialisten nachgefragt, die eine Erklärung dafür haben, warum es auf dem Radar so nass aussieht. Der Radarimpuls reflektiert alles, was er sieht. Um nicht zu viele Störeinflüsse einzufangen, justiert und optimiert man das Radar derart, dass es Niederschlag misst. Jedoch ist Nieselregen eine schwer einzufangende Größe. In diesem Fall ist das Radar jedoch so gut eingestellt, um eben auch Nieselregen zu detektieren, aber hier hat das zur Folge, dass das Radar auch die winzig kleinen Schneeflocken (schwache Echos) in der Höhe einfängt.

Man kann diese schwachen Echos ohne weiteres herausfiltern, wie es den Anschein hat, dass Wetteronline es gemacht hat, aber dann wird man in einigen Situationen Gebiete mit Nieselregen nicht darstellen können."

Das ist eine gut verständliche und in diesem Kontext sicher richtige Erklärung, die ich als ehemaliger Radargast der Bundesmarine bestätigen kann. Aber zurück zu der Frage, welches Radarbild nun korrekt ist. Wie schon erwähnt und der Erklärung des DMI zu entnehmen, ist das nicht so ohne weiteres zu beantworten. 

Fakt ist, dass es heute hier in Flensburg bislang keinen Niederschlag gegeben hat, also deckt sich die Vorhersage bzw. das Erfassen des aktuellen Niederschlages von Wetteronline mit meinen Beobachtungen am Boden. Würde ich zur selben Zeit mit dem Flugzeug in einer gegebenen Höhe unterwegs sein, so sähe das sicher anders aus... 

Für mich als auf festem Boden wandelnder Bürger ist es allerdings wichtiger zu wissen, wieviel des Niederschlages tatsächlich den Boden erreicht / erreichen wird. also, auch wenn das DMI-Bild technisch gesehen nicht falsch ist, so tendiere ich doch dazu, dass Wetteronline mir hier faktisch einen größeren Mehrwert liefert.

Aber wie verlässlich sind die auf Radarmessungen basierenden Niederschlagsvorhersagen denn nun? Nun, ich verwende den Service von dmi.dk fast täglich, und die Genauigkeit der Messungen und Vorhersagen ist generell sehr gut; das trifft auch auf die Radarmessungen zu. 

Jedoch zeigt obiges Beispiel, dass es sich hier eben nicht um tatsächlich beobachtetes Wetter, sondern um Interpretationen von Messdaten handelt. Diese Interpretationen bergen per se eine gewisse Toleranz. Die Meteorologen und Techniker sind natürlich bemüht, diese dem tatsächlichen Wetter anzupassen, und das gelingt meistens sehr gut. In einigen Fällen kommt es aber zu Fehlern oder Ungenauigkeiten oder einfach zu einer inadäquaten Interpretation.

Im Grunde sind wir bereits bei unser Frage danach, wie das Wetter den wohl wird dermaßen ungenau, dass die Antwort "Es wird Regen geben!" immer zu 100% zutrifft. Fragen wir nach dem Wetter, dann meinen wir natürlich das zukünftige Wetter dort, wo wir uns gerade aufhalten. Irgendwo und irgenwann wird es sicher Regen geben.

Und noch ein Tipp: Wer wissen will, wie das Wetter ist, der soll doch einfach mal vor die Tür gehen und nachschauen. Und übrigens, heute früh gab es hier in Flensburg einen roten Sonnenaufgang, und das passt prima zu dem uns heute bevorstehen Wetter, denn der Seemann weiß: "Ist die Sonne morgens rot, ist der Seemann abends tot."

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Hier gibt es auf dmi.dk eine gute Erklärung zur Funktion des Wetterradars sowie dessen Stärken und Schwächen: Radarens styrker og svagheder (leider nur auf Dänisch)

Einen Artikel zum Thema Interpretation von Radarbildern gibt es auf kachelmannwetter.com: Interpretation von Radarbildern – alles zum Regenradar


 

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